16. September: Der weite Weg bis an den Okavango   (1/4)
  Umblättern
 
Morgens wecken uns die Kinder, die auf ihrem Weg zur Schule wenige Meter von uns entfernt lachen und schnattern. Als die Schaukel im „Schulhof“ aufhört zu quietschen, wissen wir, dass der Unterricht begonnen hat. Während wir zusammenpacken, ist erstmals Pause und eine muntere Schülerschar vergnügt sich auf einem Trampolin.
Wenn es sein muss, können wir auch früh aufstehen. Um 9:15 Uhr starten wir auf eine der längsten Tagesstrecken während dieser Tour. Bis Rundu sind es knapp 500 km neue Asphaltstraße. Schnurgerade der Straßenverlauf, die trockene Landschaft wird durch kleine Tümpel und unzählige Rinnsale unterbrochen. Die Erde hier ist fruchtbar, die Gegend dicht bevölkert, der Wind treibt Plastiktüten durch die Landschaft. Die Rundhütten der Ovambos werden immer öfter durch viereckige Hütten ersetzt, die Kraals bestehen teils aus Hütten, teils aus Steinhäuschen, dazwischen aber auch armselige Blechverschläge. In kleinen Gärten wächst Gemüse, das an bescheidenen Marktständen verkauft wird. Nicht überall
gibt es Zapfstellen für Trinkwasser. Frauen tragen die Kanister über weite Strecken auf dem Kopf, Esel transportieren bis zu vier Kanister. Es hat sich noch nicht herumgesprochen, dass der ehemals staubige Pad eine verkehrsreiche Durchgangsstraße geworden ist. Wir müssen aufpassen, keine Haustiere zu überfahren, die unbekümmert von einer Straßenseite zur anderen wechseln. Die Rinder tragen Hörner, mit denen wir keine Bekanntschaft machen möchten. Kurzum, es ist unterhaltsam, weil es viel zu sehen gibt.

Trotz Klimaanlage fühlen wir uns gegen 13:00 Uhr ausgelutscht und legen eine Pause ein. Daheim würden wir eine Raststätte ansteuern und uns bedienen lassen, doch an dieser Strecke gibt es nichts, absolut nichts dergleichen. Wir parken unter einem Baum, dessen Schatten ausnahmsweise nicht von Rindern oder Ziegen besetzt ist. Draußen glüht die trockene Landschaft, Fliegen belästigen uns, so dass wir nach unserem gesunden Müsli bald weiterfahren.