16. September: Der weite Weg bis an den Okavango   (2/4)
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Etwa 160 km vor Rundu sehen wir erstmals den Okavango. Die Gegend ist bevölkert, als sei Jahrmarkt. Die Kraals liegen so dicht an der Straße, dass wir den Menschen zwischen den Hütten zusehen können, wie sie Mais oder Hirse in hohen Behältnissen für den „Papp“ stampfen, Wäsche aufhängen oder kochen. Andere Frauen tragen riesige Bündel Wäsche an den Fluss, um sie zu waschen. Kinder tollen im Wasser, entdecken Traudel, obwohl sie weit entfernt mit Tele fotografiert, und winken ihr ausgelassen zu. Und die Männer? Sofern wir welche sehen, sitzen sie im Schatten oder treiben mit einem Stock einen Esel an. Rundu ist eine riesige Ansammlung von Hütten jeglicher Güte, im Vorbeifahren sehen wir nur wenige Steinhäuser. Die City besteht aus einem Platz mit den üblichen Geschäften. Wir steuern den Sparmarkt an. Als wir aussteigen, rät uns ein Mann, gut auf unser Auto aufzupassen. Traudel geht allein, um Trinkwasser und Mineralwasser einzukaufen und ärgert sich über das unfreundliche Personal. Währenddessen versucht Herbert, die Marktfrauen zu fotografieren, die im Schatten ihre eigenen Produkte anbieten, doch er wird verjagt. Auf dem Weg zu unserer Unterkunft passieren wir einen Lkw mit langem Auflieger, der eine Kurve nicht geschafft hat und die gesamte Straßenbreite blockiert. Immer nur ein Auto kann sich ganz am Rand vorbeitasten, entsprechend lang ist der Stau. Der Fahrer sitzt im Schatten seines Fahrzeugs und wirkt verzweifelt. Das wären wir an seiner Stelle auch. Endlich erreichen wir die Kaisosi River Lodge. Wir finden einen Schattenplatz auf dichtem grünem Rasen mit eigenen Ablutions. Die haben wir uns nach dem kargen Platz in Ondangwa verdient.
Zum Abendessen kocht Traudel Nudeln, stellt sie ab, während sie Fleisch und Soße zubereitet, und kann im letzten Moment verhindern, dass sich ein Pfau über die Nudeln hermacht. Während sie sie in Sicherheit bringt, streckt er den Hals zum Salat, doch Traudel ist schneller. Er fliegt auf einen Baum und kreischt vor Wut. Nach dem Essen laden wir die Fotos der vergangenen zwei Tage aufs Laptop und lassen den langen Weg von den Epupa Falls bis zum Eingang des Caprivizipfels – heute offiziell Sambesi Region – Revue passieren. Bis wir ins Bett steigen, hat das Klima angenehme Schlaftemperaturen erreicht.