2./3. November: Der Tag fängt gar nicht gut an (2/2)
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Vergeblich suchen wir in dem Ort, der aussieht wie kurz vor dem Ende der Zeit, nach einem Supermarkt. Merke: Wo Supermarket draufsteht, ist in Virginia mitunter ein kleiner Gemischtwarenladen mit unnützen Dingen wie Süßigkeiten, Zigaretten und Softdrinks drin. Ich finde Cola und eine Knorr Hühnersuppe und hoffe, sie bekommt Herberts Magen. Wo es Schwarzen Tee und Mineralwasser gibt, kann ich nicht herausfinden. Vielleicht im Möbelgeschäft? Zum Abendbrot gibt es die Suppe, eine pampige Angelegenheit, von der Herbert gerade mal drei Löffel voll probiert und dann ins Bett geht. Die Nacht ist so kalt, dass ich zum ersten Mal friere und nicht schlafen kann. Irgendwann ringe ich mich dazu durch, aufzustehen und das Vlies überzuziehen, dann endlich schlafe ich ein. Heute scheint Herbert das Schlimmste überwunden zu haben. Die Auszeit auf dem Campingplatz war heilsam. Hin und wieder treibt der heftige Wind einen bestialischen Gestank in unsere Richtung, weil eine Herde Ziegen mit mehreren Böcken als Rasenmäher ihre Arbeit verrichtet. Eine Herde Pferde, Ponys samt einem Zebra kommt ebenfalls vorbei und rupft noch ein paar Grasstängel ab, freundlicherweise stinkt keines der Tiere.
Nachmittags vertrauen wir uns der T4A-Karte an, die den nächsten Supermarkt in 18,5 km Entfernung ausweist. Die Stadt heißt Welkom. Hier wird offensichtlich das Geld ausgegeben, das in den Minen verdient wird: Palmengesäumte Prachtstraßen, eine palastähnliche Spielbank, Supermärkte, Hardwareshops, beeindruckende Autoläden und last but not least alles sauber. Arme Bevölkerungsschichten wurden offensichtlich nach Virginia verbannt.
Es ist Zeit, den Inhalt unserer Behausung zu sichten, zu sortieren und einzupacken, was wir mit nach Hause nehmen. Morgen werden wir zu Huberta und Walter fahren, dort übernachten und danach ist endgültig Schluss mit der Reise.
Vom unschönen Ende abgesehen, war sie wieder spannend, erlebnisreich und nicht ohne Herausforderungen. Doch es ist Zeit, heimzufahren, sonst verwildern wir total.